Presseinformation Mit der Abrissbirne durch die ZLB – ZLB stellt die Auswirkungen der Kürzung vor
Personalabbau und spürbare Service-Einschränkungen - Auswirkungen der Haushaltskürzung bei der Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB).
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Zusammenfassung
Die ZLB muss nach aktuellem Informationsstand in 2025 und den folgenden Jahren 2,2 Millionen Euro p.a. einsparen. Diese Einsparungen sind in großen Teilen nur durch erheblichen Personalabbau umzusetzen. Die ZLB wird ca. 30 Stellen abbauen.
So wirkt sich das drastisch auf die Leistungen aus:
- spürbar weniger Servicezeit
- wesentlich weniger Beratungstheken
- keine Frischluftbibliothek im Sommer
- weniger und langsamere Magazinbedienung
- längere Wartezeiten auf Neuerscheinungen
- spürbar weniger Veranstaltungen
- Absage mehrerer Veranstaltungsreihen in der Kinder- und Jugendbibliothek
- keine weitere Katalogisierung von historischen Beständen
- künftig weniger Zeitungen und Zeitschriften
- Ausbildung vorerst ausgesetzt (keine neuen Auszubildenden)
- weniger Programmmittel für den Verbund der Öffentlichen Bibliotheken Berlins und damit auch dort Einschränkungen
Hierzu hat der Stiftungsrat ein entsprechendes mehrjähriges Sparkonzept beschlossen. Sollte die ZLB von weiteren, darüber hinausgehenden Einsparungen betroffen sein, muss die Stiftung erwägen, einen der beiden Standorte, die Berliner Stadtbibliothek, für das Publikum zu schließen.
Hintergrund
Das Berliner Abgeordnetenhaus hat am 19.12.2024 eine Absenkung des konsumtiven Zuschusses im Titel der Stiftung Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB) für das Haushaltsjahr 2025 in Höhe von 1,6 Mio. € beschlossen. Durch Kostensteigerungen in der Gebäudebewirtschaftung besteht eine Finanzierungslücke von weiteren 600 T€, die anders als in früheren Haushaltsperioden nicht durch verstetigte Zuschusserhöhungen kompensiert werden.
Die ZLB stellt sich daher darauf ein, ab 2025 mit einem Fehlbetrag im Zuschuss von 2,2 Mio. € wirtschaften zu müssen. Das führt zu einem deutlichen dauerhaften Einschnitt in die Budget- und Betriebsstruktur der ZLB. Aufgrund der Budgetstruktur der ZLB, in der nahezu alle Mittel bereits fest gebunden sind (Personalkosten, Mieten, Betriebskosten und langfristige Verträge), können die abgesenkten Zuschüsse nur ausgeglichen werden durch:
- einen Personalabbau von ca. 30 Stellen zur Senkung der Personalkosten
- eine dementsprechende Streichung definierter Aktivitäten und Leistungen der Bibliothek
- die Streichung von Programmmitteln des Verbunds der Öffentlichen Bibliotheken Berlins (VÖBB)
Diese Maßnahmen greifen erst mit Verzögerung über einen Zeitraum von fünf Jahren. Bis dahin wird die ZLB voraussichtlich jährliche Defizite machen, die in Teilen durch den Verbrauch sämtlicher Rücklagen kompensiert werden müssen.
Die ZLB und ihre Leistungen
Die ZLB hat in den letzten zehn Jahren ihre Servicequalitäten erheblich verbessert: Die Öffnungszeiten wurden sowohl auf sieben Tage/Woche als auch an den einzelnen Tagen ausgeweitet, die Bedienzeiten aus den Magazinen wurden beschleunigt und eine Vielzahl von Programmangeboten wurde eingeführt.
Die Bibliothek bietet aktuell an ihren beiden Publikumsstandorten 70 wöchentliche Öffnungsstunden inklusive der Sonntagsöffnung. Beide Standorte haben von Montag bis Freitag zwischen 10 und 21 Uhr für das Publikum geöffnet, am Samstag von 10 bis 19 Uhr und in der AGB am Sonntag von 11 bis 17 Uhr. Fast die gesamte Öffnungszeit über steht dem Publikum das Fachpersonal der Bibliothek für verschiedene Services an Service- und Infotheken, im Bereich der Magazinbedienung und beim besonderen Service Digital-Zebra sowie mit vielen Veranstaltungsangeboten zur Medien- und Demokratiebildung zur Verfügung.
Die ZLB hatte vor der Pandemie rund 1,5 Mio. Besuche und etwa 3,3 Mio. physische Ausleihen. Diese Werte sind während der Pandemiejahre erheblich eingebrochen und erholen sich langsam (2024: knapp 1,3 Mio. Besuche). Beide Standorte sind an den Lese- und Arbeitsplätzen wieder voll ausgelastet.
Die Gebäude der ZLB sind marode und für einen Bibliotheksbetrieb im 21. Jahrhundert nicht angemessen. Die AGB bildet Bibliotheksstandards der 1950er Jahre ab, und der Standort BStB ist ein mehr oder weniger zufällig zusammengeschaltetes Ensemble von neun historischen Gebäuden. Beide Standorte stehen unter Denkmalschutz.
Die ZLB für den Verbund der Öffentlichen Bibliotheken Berlins
Die Zentralbibliothek trägt eine Reihe von Leistungen für den Verbund der Öffentlichen Bibliotheken Berlins (VÖBB). Die ZLB hat eine eigene Direktion, die für den Verbund Innovationen erarbeitet und in Projekten umsetzt, für das Tagesgeschäft des VÖBB Aufgaben koordiniert und durchführt und die Abstimmung zwischen den 13 Verbundbibliothekssystemen (Bezirke und ZLB) organisiert. Dazu gehört die Verbundservicezentrale (VSZ), die die IT für den VÖBB mit seinem umfangreichen Katalog und den zahlreichen digitalen Angeboten erbringt. Die ZLB verwaltet zudem die Haushaltsmittel für die Arbeit des Verbunds auf ihren Konten.
Die Fehlfinanzierung in Höhe von 2,2 Mio. € jährlich wird auch die Programmmittel des VÖBB betreffen.
Die Kürzungen und Umsetzungsplanung
Der Personalabbau von 30 Stellen erfolgt ohne betriebsbedingte Kündigungen durch – im Wesentlichen rentenbedingte – Fluktuation und weist daher entsprechende Verzögerungen aus. Das Einsparziel muss deshalb über einen Zeitraum von fünf Jahren gestreckt werden.
Die Einsparungen werden erhebliche Leistungseinschränkungen der Bibliothek in einem für die Nutzer*innen spürbaren Umfang zur Folge haben. Sie bedeuten zudem einen erheblichen Rückschritt in der fachlichen Entwicklung der ZLB.
Einige der Auswirkungen im Überblick
- Weniger Öffnungszeiten mit Bibliotheksservices, sodass (ähnlich wie bereits im aktuellen Regelbetrieb nach 20 Uhr sowie am Sonntag) lediglich Selbstbedienungs-Services nutzbar sind. Die Publikumsdienste werden um mindestens 20 % reduziert.
- Im Publikumsbereich werden mehrere Informationstheken geschlossen (2–3 von 6 Infotheken entfallen).
- Die Frischluftbibliothek fällt aus.
- Die Magazinbedienung wird ausgedünnt, sodass Bestellungen aus den Nahmagazinen nicht mehr unbegrenzt möglich sind und die Auslieferung mehrere Tage dauern kann.
- Veranstaltungs- und Programmarbeit wird stark reduziert. Mehrere erfolgreiche Reihen im Kinder- und Jugendbereich, u. a. der Gaming Friday und der Pen Pencil Club, werden gestrichen.
- Die Retrokatalogisierung von historischen Beständen wird eingestellt.
- Die Einarbeitungsdauer von Büchern verlängert sich, wodurch Neuerscheinungen später verfügbar sind.
- Die Pflichtexemplare der ZLB werden künftig nicht mehr inhaltlich erschlossen und direkt ins Magazin gestellt.
- Die Zahl der selbst erworbenen Zeitungen und Zeitschriften wird von ca. 1.000 auf ca. 700 reduziert.
- 2025 werden keine neuen Auszubildenden für den Beruf „Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste“ eingestellt.
- Lizenzreduzierung im Bereich digitale Angebote des VÖBB.
Wenn die Fehlfinanzierung weiter verschärft wird
Falls der Senat weitere Kürzungen vornimmt oder Tarif- und Gebäudekostensteigerungen nicht ausgleicht, sind drastische Maßnahmen notwendig – etwa zusätzliche Schließtage oder sogar die Schließung des Publikumsbetriebs am Standort Berliner Stadtbibliothek.
Für Nachfragen stehen wir Ihnen gern zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Justin Gentzer, Vorstandsreferent
justin.gentzer@zlb.de | 030/90 226 445
In Vertretung für Anna Jacobi, Pressesprecherin
anna.jacobi@zlb.de | 030/90 226 598